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„Dass ich blind bin, spielt eigentlich kaum eine Rolle“

Inklusion beim ITZBund aus Sicht eines Mitarbeiters

Christopher Kopel ist seit seinem 12. Lebensjahr blind, Barrierefreiheit ist sein Herzensthema. Beim ITZBund trägt er im Anforderungsmanagement und in der Koordinierenden Stelle Barrierefreiheit dazu bei, dass IT-Lösungen für alle benutzbar sind.

Spezielle Software und Hilfsmittel unterstützen sehbehinderte Beschäftigte bei der Computerarbeit. Quelle: Adobe Stock / elypse 

2. Dezember 2022

Ein Beitrag von Christopher Kopel, Mitarbeiter im Anforderungsmanagement und in der Koordinierenden Stelle Barrierefreiheit beim ITZBund

Der Weg zum öffentlichen Dienst wurde mir quasi in die Wiege gelegt: Meine Mutter ist Lehrerin im Ruhestand, mein Vater pensionierter Richter am Oberlandesgericht. Doch vor allem habe ich mich für eine Anstellung beim ITZBund entschieden, weil ich hier ohne kommerzielle Interessen im Hintergrund dazu beitragen kann, dass die IT-Welt für Menschen mit Behinderungen zugänglicher wird. Ich wurde mit einer Sehbehinderung geboren und erblindete im Alter von 12 Jahren. Das Thema IT-Barrierefreiheit liegt mir deswegen sehr am Herzen.

Besonders an der Uni habe ich erfahren, wie entscheidend Barrierefreiheit ist

Nach dem Abitur und einer Ausbildung schrieb ich mich an der TU Graz für das Bachelor-Studium „Elektrotechnik-Toningenieur“ ein - und stand vor einer Herausforderung: Die Studienunterlagen enthielten viele grafische Inhalte, von Diagrammen über elektrotechnische Schaltbilder bis zu Darstellungen akustischer Zusammenhänge. Schon während der ersten Semester fand ich heraus, dass meine größte Stärke in den IT-Fächern lag. Deshalb entschied ich mich dafür, zum Master in den Studiengang „Information and Computer Engineering“ mit den Schwerpunkten IT-Sicherheit und Multimedia-Informationssysteme zu wechseln. In meiner Masterarbeit schrieb ich über Barrierefreiheit in der Web-Entwicklung, speziell über die Zugänglichmachung digitaler Diagramme für Menschen mit Behinderungen – schließlich wusste ich noch aus dem Toningenieursstudium, welch hohe Bedeutung dieses Thema haben kann. Parallel zu meinen letzten Semestern arbeitete ich als Softwareentwickler in einem Unternehmen, das Hilfsmittel für blinde und sehbehinderte Menschen herstellt. Aber schon bald kam mir die Idee, mich im öffentlichen Dienst zu bewerben. Die Branche an sich fand ich zwar spannend, doch ich sah es als noch sinnstiftender an, für die Allgemeinheit zu arbeiten.

Bei der Stellensuche wichtig: Chancengleichheit und Flexibilität

Für die Jobsuche habe ich „INTERAMT“ genutzt, ein Portal für E-Recruiting im öffentlichen Dienst. Ich wollte eine Tätigkeit, bei der meine fachliche Qualifikation gefragt ist und Barrierefreiheit eine Rolle spielt. Aber ich suchte auch einen Arbeitgeber, der für eine ausgewogene Work-Life-Balance steht, der flexible Arbeitszeitmodelle und mobiles Arbeiten ermöglicht. Beim ITZBund hat all das gestimmt: Ich bin aus fachlichen Gründen eingestellt worden und nicht, um die vorgeschriebene Quote an Beschäftigten mit Behinderung zu erfüllen. Ich arbeite in Teilzeit und kann mir meine Dienstzeiten weitgehend frei einteilen. Außerdem kann ich ortsunabhängig arbeiten; trotzdem steht mir auch ein fester Schreibtisch im Büro zur Verfügung, damit ich an den Tagen, an denen ich dort bin, nicht lange suchen muss.

Diese und andere Dinge rund um meine Arbeitsmodalitäten konnte ich schon vor meinem Dienstantritt mit Volker Freitag, der Gesamtvertrauensperson der schwerbehinderten Menschen beim ITZBund, besprechen. Er sorgte auch dafür, dass ich die Hilfsmittel, die ich für die Computerarbeit brauche, übergangsweise vom ITZBund zur Verfügung gestellt bekam, bis meine eigenen Hilfsmittel von der Agentur für Arbeit bewilligt und geliefert worden waren. Das ist keine Selbstverständlichkeit, deswegen war ich davon wirklich beeindruckt und fühlte ich mich gleich sehr willkommen.

Porträtfoto Christopher Kopel

„Ich trage dazu bei, dass IT-Anwendungen für alle Menschen zugänglich sind. Und das ganz ohne kommerzielle Interessen im Hintergrund.“

Christopher Kopel, Anforderungsmanagement und Koordinierende Stelle Barrierefreiheit im ITZBund

Die digitale Arbeitsweise sorgt für einen reibungslosen Einstieg

Ansonsten spielt es eigentlich kaum eine Rolle, dass ich nicht sehen kann. In unserem Referat arbeiten wir komplett papierlos und digital, so dass prinzipiell alle Informationen für mich zugänglich sind. Wenn es doch mal Probleme gibt - zum Beispiel mit einer nicht barrierefreien Anwendung -, findet sich immer ein Teammitglied, das mir weiterhilft. Manchmal tausche ich mich auch mit einem ebenfalls blinden Kollegen aus – Herr Freitag hat den Kontakt zwischen uns hergestellt.
Auch auf menschlicher Ebene bin ich zufrieden. Meine Kolleginnen und Kollegen gehen ganz ungezwungen und "normal" mit mir um, und ich erlebe kaum Unsicherheiten. Vielmehr wird immer wieder meine spezielle IT-Expertise sehr geschätzt. Ich meine zu spüren, dass die Leitung viel Wert auf Diversität und Chancengleichheit legt - so etwas färbt meistens auf die Mitarbeitenden ab.

Meine Arbeit umfasst zu gleichen Anteilen zwei Tätigkeitsbereiche: das Anforderungsmanagement und die Koordinierende Stelle Barrierefreiheit. Im Anforderungsmanagement geht es um die strukturierte Analyse von allgemeinen Anforderungen an neue Software-Lösungen und deren Dokumentation, wie zum Beispiel in Lastenheften. Mein persönlicher Schwerpunkt liegt natürlich besonders auf der Barrierefreiheit. In der Koordinierenden Stelle berate ich das ITZBund und andere Behörden bei der Entwicklung zugänglicher User Interfaces nach dem Grundsatz des inklusiven Designs. Oft sind es dabei schon kleine Tipps von mir, die eine enorme Verbesserung bewirken.

Mir gefällt, dass alle so offen für meinen Input und sehr interessiert sind. Generell erlebe ich das Miteinander hier im Haus als sehr wertschätzend. Im ITZBund kann ich dazu beitragen, dass unsere IT-Welt für Menschen mit Behinderungen zugänglicher wird – das macht meine Arbeit sehr erfüllend.

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