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Führen in Teilzeit - Herausforderung und Chance

Als Führungskraft in Teilzeit arbeiten - im ITZBund gelebte Praxis

Führungskräfte arbeiten klassischerweise in Vollzeit. Andreas Berndt, Referatsleiter im ITZBund erzählt, wie es bei ihm auch in Teilzeit klappt.

Symbolbild: Vater sitzt mit seiner Tochter an einem Küchentresen. Sie halten ein Tablet in den Händen und klatschen ein.
Führen in Teilzeit - das ist gelebte Praxis im ITZBund und eine der vielen Maßnahmen für eine ausgewogene Work-Life-Balance. Quelle: Getty Images / Shapecharge Photography

19. Mai 2021

Beitrag von Andreas Berndt, Referatsleitung für den Applikationsbetrieb im ITZBund

Halb drei an einem ganz normalen Arbeitstag: Feierabend! Jetzt schnell noch den Rechner runterfahren, und dann ab zur Kita. Die Abholung unserer kleinen Tochter ist normalerweise mein Job, da meine "bessere Hälfte" bis abends ohne feste Schlusszeit - und ab und zu sogar auch im 24-Stunden Schichtdienst - im Krankenhaus arbeitet. Neben der "Kleinen", die in die Kita geht, gibt es auch die "Große", die schon die Grundschule besucht und glücklicherweise mittlerweile alleine nach Hause geht. Es ist noch nicht so lange her, dass ich auch sie von der Schule abholen musste. Damit ich das alles schaffe, arbeite ich Teilzeit. Nachmittags und abends kümmere ich mich um meine Kinder und um die wichtigsten Dinge, die zuhause noch so anfallen. Das funktioniert eigentlich prima, auch wenn die Kombination aus Büroarbeit und Kinderbetreuung manchmal sehr anstrengend ist. Die beiden durchaus lebhaften Mädels fordern mich immer wieder, egal wie stressig der Job während des ersten Teil des Tages war.

Ich bin übrigens Andreas Berndt, Referatsleiter in der Abteilung Betrieb des ITZBund. Und meine "bessere Hälfte", das ist meine Frau, die Ärztin für Innere Medizin ist. Tatsächlich arbeiten wir beide in Teilzeit zu jeweils 75% - aber in einem vermutlich eher ungewöhnlichen Rhythmus: Meine Frau arbeitet drei von vier Wochen Vollzeit. In diesen drei Wochen arbeite ich normalerweise nur sechs Stunden pro Tag, und habe zusätzlich noch einen freien Tag, um mich um den Haushalt zu kümmern. In der einen Woche, in der meine Frau frei hat und zuhause ist, bin ich mehr oder weniger komplett von Hausmanntätigkeiten und Kinderbetreuung "entlastet" und arbeite dann zu über 100 Prozent.

Führen in Teilzeit? Na klar!

Symbolbild: Junger Mann hebt Tochter in die Höhe.
Karriere- oder Familienplanung? Im ITZBund keine Entweder-oder-Entscheidung. Quelle: 123RF / Evgeny Atamanenko

Als ich Ende 2009 von einem IT-Dienstleister in das damalige ZIVIT gewechselt bin, hatten wir noch keine Kinder. Als einige Jahre später unsere erste Tochter geboren wurde, wurden wir durch ein Au-Pair-Mädchen aus der eigenen Familie bei der Kinderbetreuung unterstützt. Solange waren meine Frau und ich in Vollzeit tätig. Als uns aber kurz nach der Geburt der zweiten Tochter unser Au-Pair verlassen hatte, war klar, dass wir die Kinderbetreuung und unsere Vollzeit-Jobs alleine nicht mehr sinnvoll kombinieren konnten und wollten. Eine ausgewogene Work-Life-Balance wäre unseres Erachtens nach kaum möglich gewesen. Da für meine Frau das klassische Familienmodell mit Hausfrauenrolle überhaupt nicht vorstellbar war, sollte sie genauso zu ihrem Recht kommen wie ich als Mann. Daher entschieden wir uns, beide in Teilzeit zu gehen. Jetzt haben wir eine ausgewogene Work-Life-Balance und würden die Entscheidung immer wieder so treffen.

Ob gerade mein Teilzeitmodell bei jedem Arbeitgeber auf Gegenliebe gestoßen wäre, bezweifle ich sehr. Das wäre vielleicht noch für einen einfachen IT-Berater tolerabel gewesen, nicht aber für eine Führungskraft der mittleren Leitungsebene. Umso überraschter war ich, wie unkompliziert mein Wunsch seitens der Personalverwaltung und Vorgesetzen im ITZBund akzeptiert wurde. Als ich meinem Referatsgruppenleiter damals auf meinen Wunsch nach Teilzeit ansprach, war mir zunächst nicht ganz wohl dabei. Die spontane Antwort war dafür umso verblüffender: „Klar, kein Problem!“ Die neue Leitung des Hauses ließ seinerzeit gerade ein Konzept erstellen, Führen in Teilzeit, da hatte ich offenbar ein prima Timing. „Solange du nicht unter 50% gehen möchtest, kannst Du ohne weiteres Referatsleiter bleiben!“ Also war das Thema schnell erledigt. Im ITZBund hat man mir mein Teilzeitmodell als Referatsleiter ermöglicht, und somit gleichzeitig auch meiner Frau den Weg für ihre Karriere freigehalten.

Andreas Berndt, Referatsleitung für den Applikationsbetrieb im ITZBund

„Eine Führungskraft in Teilzeit ist immer noch eher die Ausnahme, und eine männliche Referatsleitung in Teilzeit umso mehr. Ich kann jeden, für den dieses Modell in Frage kommt, nur ermutigen, diesen Schritt zu gehen. Mangelnde Akzeptanz habe ich im ITZBund an keiner Stelle erlebt.“

ANDREAS BERNDT, REFERATSLEITUNG FÜR DEN APPLIKATIONSBETRIEB IM ITZBUND

Planung und Transparenz - mein individueller Tagesplan

Nun starte ich meinen Arbeitstag in der Regel - nachdem meine Kinder in der Schule bzw. Kita sind - gegen 8:30 Uhr und beende ihn um 14:30 Uhr. Im Vergleich zu früher hat sich der Arbeitsalltag aber gar nicht so viel verändert. Ich arbeite mittlerweile auch in Telearbeit - was mir den Zeitverlust des Arbeitsweges erspart. Während der Corona-Pandemie ist die Situation natürlich auch noch ein wenig anders. Wichtig ist aber: Jetzt, nach über zwei Jahren in Teilzeit glaube ich sagen zu können, dass sich alle an meinen Stundenplan gewöhnt haben, dass es sich einfach eingespielt hat! Mangelnde Akzeptanz habe ich an keiner Stelle erlebt. Wichtig war glaube ich, dass ich von Anfang an eine offene Kommunikation über meine Teilzeit geführt habe, und dass ich einen gepflegten und einsehbaren Kalender habe, an dem sich alle orientieren können. Jeder kann sich somit darauf einstellen, dass ich irgendwann im Laufe des Nachmittags nicht mehr verfügbar bin, und Termine mit mir in den Vormittag legen. So ist es bis heute. Bis heute ist so kein wichtiges Thema in den Brunnen gefallen.

Dass das alles gut funktioniert, liegt auch daran, dass ich - wie fast alle Referatsleitungen im IT-Betrieb des ITZBund - zwei Referenten als Vertreter habe, die mich unterstützen. Und im Tagesgeschäft spielen natürlich wie bei jeder Vollzeit-Referatsleitung Priorisierung und Delegation eine entscheidende Rolle bei der Erledigung der Aufgaben. Natürlich komme ich mit dem Arbeitszeitmodell auch immer mal wieder an gewisse Grenzen: Sei es, dass eine Referatsleitungsbesprechung über die mir mögliche Arbeitszeit hinausgeht oder, dass eine Dienstreise mit Übernachtung an einen anderen Standort notwendig ist. Oder sei es ganz einfach, dass ein Kunde zu einem Termin einlädt, den ich nicht halten kann. Dann ist Kreativität gefragt: Kann ich einen Vertreter schicken? Ist der Termin verschiebbar? Oder kann meine Frau vielleicht ihren 24-Stunden Dienst so legen, dass sie die Kinderbetreuung nachmittags übernehmen kann? Bisher hat es immer eine Lösung gegeben.

Die größte Schwierigkeit, die ich persönlich verbunden mit meinem Arbeitszeitmodell empfinde, ist die Tatsache, dass ich nachmittags meine Tätigkeiten zu einer fixen Zeit abbrechen muss - egal, ob gerade eine Telefonkonferenz läuft, noch schnell eine Terminsache erledigt werden muss oder ich schlichtweg in einer konzeptionellen Arbeit vertieft bin. Die Flexibilität, einfach mal eine halbe Stunde länger machen zu können, fehlt mir dann komplett. Was in diesen Situationen durchaus auch mal frustrierend sein kann und ordentlich Stress erzeugt. Wenn man sich einigermaßen gut organisiert, kann man solche Situationen meistens verhindern. Das ist aber eigentlich bei Vollzeitkräften auch so.

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